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Nach nur zwei Jahren Entwicklungs- und Bauzeit nimmt die Thüringer Landessternwarte ein modernes Sonnenlabor in Betrieb. Zum Festakt am 17. Oktober 2024 kommen Gäste aus Politik, Forschung und Industrie nach Tautenburg.

Sonnenlabor mit HeliostatDas Tautenburger Sonnenlabor (TauSoL) mit dem Heliostat auf dem Dach. Foto: TLS Die Thüringer Landessternwarte hat eine neue Beobachtungseinrichtung: Im Tautenburger Sonnenlabor (TauSoL) wird das Licht der Sonne untersucht, unter anderem, um ihren magnetischen Zyklus besser zu verstehen. In diesem Labor wird auch ein Prototyp für Sonnenobservatorien entwickelt, mit deren Daten das Innere der Sonne erforscht werden kann. Das Tautenburger Sonnenlabor befindet sich in einem zwölf Meter langen und knapp 2,5 Meter breiten, klimatisierten Container. Über dem Dach des Containers ist ein Heliostat installiert. Er wird von einer faltbaren Kuppel vor Witterungseinflüssen geschützt, wenn keine Beobachtungen durchgeführt werden.

Ein Abbild der gesamten sichtbaren Sonnenscheibe

Ein Heliostat ist ein spezielles Zwei-Spiegel-System, das Sonnenlicht durch eine Öffnung im Dach kontinuierlich in das Innere des Containers leitet. Ein Spiegel des Heliostats wird der Sonne automatisch nachgeführt, der andere, feststehende, lenkt das Licht senkrecht nach unten in den Container. Dort trifft das Licht auf ein fest installiertes Teleskop, mit dem ein Bild der gesamten sichtbaren Sonnenscheibe erzeugt wird.

In dem Container ist ein stabiler Tisch für optische Aufbauten installiert. Die Füße dieses Tisches stehen auf einem eigenen Fundament, damit keine Schwingungen über den Container auf den empfindlichen Messaufbau übertragen werden können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Thüringer Landessternwarte führen in dem Optiklabor verschiedene Tests mit Teleskopen und Spektrometer durch. So entwickeln sie ein ideales Instrument für die spektrale und polarimetrische Analyse der ganzen sichtbaren Sonne.

Magnetfeld der Sonne besser verstehen

TauSoI erste Aufnahme der Sonne H-alpha-SpektrallinieErste Aufnahme der Sonne mit TauSoL im Licht der H-alpha-Spektrallinie. In der rechten Abbildung wurde der äußerste Sonnenrand nachträglich hervorgehoben, um die über den Sonnenrand hinausschießenden Sonnenprotuberanzen sichtbar zu machen.Mit dem Sonnenlabor wird der magnetische Zyklus der Sonne erforscht. Im ersten Schritt soll ein zweidimensionales Spektropolarimeter gebaut werden, mit dem das ganze Bild der Sonne spektropolarimetrisch in verschiedenen Wellenlängen des Sonnenspektrums untersucht werden kann. Spektropolarimeter sind optische Geräte zur Messung des wellenlängenabhängigen Polarisationsgrades von Licht.

Magnetfelder von Sternen generieren polarisiertes Licht. Bei polarisiertem Licht schwingen die Lichtwellen nur in einer bestimmten Richtung oder einer bestimmten Ebene. Bei nichtpolarisiertem Licht überlagern sich dagegen alle möglichen Schwingungsrichtungen. Im Fall der Sonne kann Licht bestimmter Wellenlängen, das im Bereich von starken Magnetfeldern auf der Sonne ausgesendet wird, eine charakteristische Polarisation aufweisen. Durch die Messung der spektralen Verteilung dieser Polarisation können Richtung und Stärke des Magnetfelds auf der Sonne bestimmt werden.

Sonneneruptionen vorhersagen

Der renommierte Sonnenphysiker Markus Roth, Direktor der Thüringer Landessternwarte, freut sich, dass die Forschungsarbeiten im Sonnenlabor starten. „Nach rund zwei Jahren Planungs- und Bauzeit erweitert die Thüringer Landessternwarte jetzt ihre Beobachtungsmöglichkeiten um eine weitere Forschungsstation. Die Sonne ist der Stern, der uns am nächsten ist. Wir können ihn also am besten erforschen. Unser Ziel ist, mehr darüber zu lernen, wie ein Magnetfeld im Inneren von Sternen erzeugt wird, wie sich das Magnetfeld ändert und wie es durch Plasmaströmungen im Inneren des Sterns beeinflusst wird.“ Die Antworten auf diese Fragen sollen dazu beitragen, Sonneneruptionen künftig besser vorhersagbar machen.

Auf der Sonne kommt es immer wieder zu starken Eruptionen, die sehr viel Material ins Weltall schleudern. Dieses Material (Plasma) kann als Sonnensturm technologische Einrichtungen im Weltall und auf der Erde beeinträchtigen. Zum Beispiel könnten Satelliten für die Kommunikation oder für die Navigation ausfallen oder die Stromversorgung auf der Erde gestört werden.

„Die Thüringer Landesssternwarte wird mit dem neuen Sonnenlabor zu einer der führenden deutschen Forschungseinrichtungen für die Erforschung der Sonne“, bekräftigt Roth. Zur Eröffnung des Tautenburger Sonnenlabors am 17. Oktober 2024 kommen Gäste aus der Politik, den Thüringer Ministerien, der am Bau beteiligten Firmen sowie Forschungspartner der Thüringer Landessternwarte.

Kontakt:

Wir beantworten gerne weitere Fragen!

Professor Dr. Markus Roth
Direktor
Telefon: 036427 / 863 51

Thüringer Landessternwarte
Sternwarte 5
07778 Tautenburg

Terminhinweis
Am 26. Oktober 2024 findet eine „Lange Nacht der Sterne“ an der Thüringer Landessternwarte statt. In der Zeit von 17:00 bis 24:00 Uhr kann die Sternwarte im Tautenburger Forst (und das Sonnenlabor von außen) besichtigt werden. Bei klarem Himmel können Sterne (die „Geschwister der Sonne“) mit Amateurteleskopen beobachtet werden. Der Eintritt ist kostenlos. Mehr Informationen zum Programm auf der Webseite www.tls-tautenburg.de