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Phasen einer Sonnenfinsternis
Foto: NASA/Keegan Barber

 

Eine totale Sonnenfinsternis, wie diejenige, die am 8. April 2024 über Nordamerika zu sehen war, ist eines der großartigsten Ereignisse, die wir Menschen von der Erde aus beobachten können. Warum? Weil sie uns für einen kurzen Moment unseren Platz im Universum plastisch vor Augen führt. Wir können zusehen, wie sich der Mond vor die Sonne schiebt, wie sich das Sonnenlicht verdunkelt, wie die Sonne mitten am Tag für eine kurze Zeit „verschwindet“ und wie der Mond dann weiter seine Bahn zieht.

Die Korona der Sonne

Ein beeindruckender Anblick während einer totalen Sonnenfinsternis ist die Korona. Dabei handelt es sich um die heiße, dünne äußere Atmosphäre der Sonne, die nur während einer totalen Sonnenfinsternis für das Auge sichtbar wird. Ihre Temperatur beträgt um die zwei Millionen Grad Celsius.

eclipse Quelle Evans CaglageFoto: Evans Caglage, Dallas, Texas, aufgenommen am 8. April 2024Die Ausdehnung der Korona hängt von dem 11-jährigen Zyklus der magnetischen Aktivität der Sonne ab. Während des so genannten Sonnenmaximums ist die magnetische Aktivität hoch und die Korona groß. Dies war am 8. April 2024 der Fall, da wir uns aktuell mitten in einem ziemlich starken Sonnenmaximum befinden.

Protuberanzen: Wenn die Sonne rosa Pickel hat

Zwischen der sichtbaren Sonnenscheibe und der Korona liegt die Chromosphäre mit einer Temperatur von 10.000 Kelvin. In der Chromosphäre befinden sich sogenannte Protuberanzen. Das sind heiße Gase, die durch Magnetfelder in der Sonnenatmosphäre schweben. Protuberanzen bestehen meist aus Wasserstoffgas, das in einer schönen rosa bis rötlichen Farbe leuchtet. Bei einer totalen Sonnenfinsternis verdeckt der Mond genau die Sonnenscheibe und ermöglicht uns einen seltenen Blick auf die Chromosphäre der Sonne.

Protuberanzen Sonnenfinsternis Photo: NASA / Keegan Barber

Bei der Sonnenfinsternis am 8. April zeigte die Sonne eine riesige Protuberanz im Süden. Auf den ersten Blick sah dies wie ein kleiner rosa Pickel aus. Es ist selten, eine Protuberanz mit bloßem Auge zu sehen. Die meisten kann man nur mit einem Fernglas sehen. Diese Protuberanz war etwa so groß wie der Planet Saturn, weshalb sie mit bloßem Auge sichtbar war.

Der Mondschatten

Wenn man sich während einer Sonnenfinsternis bei klarem Himmel auf einem offenen Feld befindet, kann man den Kernschatten des Mondes sehen, der mit einer Geschwindigkeit von 2.500 km/h heranrast. Dieser rasende Schatten kann ziemlich bedrohlich – und beeindruckend – wirken.

Ein Sonnenuntergang – aber in 360 Grad am Horizont

Nach einem normalen Sonnenuntergang sieht man einen Lichtschein am westlichen Horizont. Während der totalen Sonnenfinsternis sahen wir dieses Leuchten rund um uns herum am Horizont. Ein weiterer Unterschied zu einem täglichen Sonnenuntergang: Nachdem die Sonne untergegangen ist, ist der Himmel noch für einige Zeit relativ hell. Bei einer Sonnenfinsternis ist es in dem Moment, in dem der Mond die Sonne verdeckt, so, als hätte jemand den Lichtschalter der Sonne ausgeknipst.

Vorsicht: Nur mit einer speziellen Brille die Sonne beobachten

Schauen Sie bitte nie ohne speziellen Augenschutz für die Sonnenbeobachtung in die Sonne. Es gibt Brillen für die Beobachtung einer Sonnenfinsternis. Sie haben eine Folie, die Ihre Augen schützt. Nur während der kurzen Phase einer totalen Sonnenfinsternis, wenn der Mond die Sonne vollständig verdeckt, kann man direkt auf die Sonne schauen.

Bitte passen Sie auch auf, wenn Sie eine Kamera, ein Teleskop oder ein Fernglas benutzen: Benutzen Sie immer einen speziellen Sonnenfilter, der über der Vorderseite der Optik oder vor dem Objektiv angebracht ist. Man kann schwere Augenschäden bekommen, wenn man ohne speziellen Filter mit einer Kamera, einem Fernglas oder Teleskop in die Sonne schaut.

Wenn Sie die Gelegenheit haben, eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten, packen Sie sie beim Schopf! Schon gewusst? Moderne Sonnenteleskope und Instrumente können eine künstliche Sonnenfinsternis erzeugen, damit die Korona der Sonne studiert werden kann. Aus solchen systematischen Untersuchungen können Forschende viel über die physikalischen Prozesse lernen, die zu Sonnenstürmen führen. Die Erforschung der Sonne ist einer der Forschungsschwerpunkte an der Thüringer Landessternwarte.

Autor: Artie Hatzes