Sprache auswählen

Am 26. Mai 2024 war die Fachgruppe „Kleine Planeten“ der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. zu Gast an der Thüringer Landessternwarte Tautenburg. Dort ist die Beobachtung von sogenannten „Near Earth Objects“ ein Forschungsschwerpunkt. Wir erklären, was solche erdnahen Objekte sind und warum sie beobachtet werden.

Von 24. bis 26. Mai 2024 trafen sich 35 Mitglieder der Fachgruppe „Kleine Planeten“ der Vereinigung der Sternfreunde e.V. zu ihrer Jahrestagung in Jena und in Tautenburg. Die VdS wurde 1953 gegründet und ist mit rund 4.000 Mitgliedern eigenen Angaben zufolge der größte überregionale astronomische Verein im deutschsprachigen Raum.

Am Samstag, dem 25. Mai, hörten die Teilnehmenden Vorträge im Senatssaal der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Diese Präsentationen illustrierten die eindrucksvolle Themenbreite, mit der sich die Sternfreundinnen und -freunde beschäftigen. Sie reicht von Beobachtungstechnik und Beobachtungsmethoden, der Analyse von Sternenbedeckungen durch vorüberziehende Kleinplaneten, Messungen mit robotischen Teleskopen bis zu Fragen wie man mit Amateurmitteln neue Asteroiden findet und was zu tun ist, wenn ein Objekt auf Kollisionskurs in Richtung Erde fliegt.

VdS Gruppe Kleine Planeten vor dem TeleskopFoto: TLS

Am Sonntag, dem 26. Mai, berichtete Dr. Bringfried Stecklum, Astronom an der Thüringer Landessternwarte und Koordinator der Kleinplanetenbeobachtungen, über die Geschichte der Thüringer Landessternwarte und ihre langjährige Erfahrung beim Aufspüren von Asteroiden. Er zeigte der Gruppe das 2-Meter-Alfred-Jensch-Teleskop, weitere Beobachtungseinrichtungen wie das LOFAR-Teleskop, das Sonnenlabor und das Plattenarchiv. Mit seiner weltgrößten Schmidt-Kamera ist das Alfred-Jensch-Teleskop das dienstälteste Teleskop weltweit auf dem Gebiet der Beobachtung von Kleinplaneten. Bereits von 1961 bis 1995 wurden durch den ehemaligen Mitarbeiter Dr. Freimut Börngen Kleinplaneten auf den Bildern des Teleskops gesucht.

Was sind Kleine Planeten?

Unser Sonnensystem wird von einer Unmenge kleinerer Körper bevölkert – den Kleinplaneten oder Asteroiden. Solche Kleinplaneten sind nicht immer nur Felsbrocken. Ihre innere Struktur kann sehr unterschiedlich sein. In der Fachsprache werden locker gebundene Objekte als „rubble piles“ (Schutthaufen) oder sogar als „flying sand banks“ (fliegende Sandbänke) bezeichnet. Meistens sind das ehemalige Kometen, deren Eis bei vielen Vorübergängen an der Sonne verdampft ist.

Sie alle haben eines gemeinsam: Sie bewegen sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne. Es ist wichtig, die Umlaufbahn dieser Kleinplaneten möglichst genau zu kennen, da viele die Umlaufbahn der Erde kreuzen. Und das könnte gefährlich werden.

Gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen Amateur- und Profi-Astronomen

Seit einigen Jahren gibt es spezielle Himmelsdurchmusterungen, um möglichst alle erdnahen Objekte (Near Earth Objects), die größer als 100 Meter sind, zu finden. Denn die Bahnen dieser Körper können sich verändern und sie könnten mit der Erde kollidieren. Die Himmelsdurchmusterungen liefern jedoch so viele neue Objekte, dass deren Klassifikation und Bahnüberwachung nur durch Unterstützung von Amateurastronominnen und -astronomen möglich ist.

Das Minor Planet Center (MPC) beziffert die Gesamtzahl der entdeckten Kleinplaneten auf aktuell rund 1,3 Millionen (Stand Mai 2024). Das Minor Planet Center am Smithsonian Astrophysical Observatory ist die offizielle Institution, die Daten über Kleinplaneten und Kometen sammelt, auswertet und veröffentlicht. Es ist unter der Schirmherrschaft der International Astronomical Union (IAU) tätig.

Wenn Profi- oder Amateurastronomen Kleinplaneten beobachten, senden sie die Ergebnisse ihrer Beobachtungen, also die Koordinaten und die Helligkeit des Objektes zum jeweiligen Zeitpunkt, an das Minor Planet Center. In der Regel beobachten Amateurastronomen hellere Objekte, während Teleskope mit größerem Durchmesser, wie das Alfred-Jensch-Teleskop in Tautenburg, lichtschwächere Objekte auswählen.

Seit 2010 beteiligt sich die Thüringer Landessternwarte an der Klassifikation und Überwachung von Near Earth Objects. Ab 2019 geschieht dies in Zusammenarbeit mit der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA. Kontinuierliche Messungen der Himmelsposition neu entdeckter und bekannter erdnaher Asteroiden erhöhen die Genauigkeit ihrer Umlaufbahn. So kann besser eingeschätzt werden, ob ein neues Objekt erdnah ist oder nicht beziehungsweise, ob die Gefährlichkeit eines bekannten Asteroiden ab- oder zugenommen hat. Mit durchschnittlich 6.000 Messungen pro Jahr ist die TLS mittlerweile eines der produktivsten Observatorien in Europa bei dieser Aktivität.