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Am 31. Mai 2024 endete der letzte reguläre Beobachtungszyklus der ersten Generation des Radioteleskops LOFAR. In den kommenden zwei Jahren erhält das Radioteleskop ein Upgrade. Am 10. Juni 2024 wurde die Gründung des LOFAR European Research Infrastructure Consortiums (LOFAR ERIC) gefeiert.

Wer an der Thüringer Landessternwarte arbeitet, kennt natürlich das LOFAR-Feld. Das Radioteleskop befindet sich hinter der Kuppel des 2-Meter-Alfred-Jensch-Teleskops und besteht aus zwei Antennenfeldern, eines für die Tiefband-Antennen (10 bis 90 MHz) und eines für die Hochband-Antennen (110 bis 250 MHz).

LOFAR Station TLS Die LOFAR-Station der Thüringer Landessternwarte kurz nach ihrer Fertigstellung. Bild: TLS / Michael PlutoDie Tautenburger Station des europäischen Radioteleskops LOFAR (Low Frequency Array) wurde 2010 in Betrieb genommen. LOFAR begann als nationales Projekt in den Niederlanden und umfasst inzwischen europaweit mehr als 50 Stationen (Stand: 2024). Dieses Gemeinschaftsprojekt entwickelte die niederfrequente Radioastronomie grundlegend weiter und führte zu einer Fülle von wissenschaftlichen Publikationen.

LOFAR ist das weltweit erste Radioteleskop, das erstmals die Erstellung detaillierter Himmelskarten bei sehr niedrigen Radiofrequenzen ermöglichte. Mit diesen Karten können die Wissenschaftler beispielsweise die Auswirkungen von Schwarzen Löchern in fernen Galaxien untersuchen und die Geschichte der Sternentstehung in der Entwicklung des Universums zurückverfolgen.

Forscher an der Thüringer Landessternwarte waren federführend an der Datenverarbeitung der Himmelsdurchmusterung „LOFAR 2 Meter Sky Survey“ beteiligt. Etwa die Hälfte der dafür anfallenden Daten wurde von Dr. Alexander Drabent, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Thüringer Landessternwarte, prozessiert.

Die Station in Tautenburg war die zweite internationale Station außerhalb der Niederlande. Das erste Radio-Himmelsbild mit der Tautenburger LOFAR-Station wurde bereits im April 2009 aufgenommen. Nach 14 Jahren Beobachtungsbetrieb ist es jetzt Zeit für eine Weiterentwicklung.

Künftig noch genauere Beobachtungen

In den kommenden zwei Jahren soll mit LOFAR 2.0 das internationale LOFAR-Teleskop der nächsten Generation entstehen. Die Elektronik wird verbessert, damit künftig noch genauere Beobachtungen mit dem Radioteleskop möglich sind. Dr. Alexander Drabent, der an der TLS mit LOFAR forscht, erläutert das Ziel: „Die Verarbeitungskapazität wird erhöht, so dass das Radioteleskop in der Lage ist, mehr Signale als bisher gleichzeitig zu verarbeiten.“ Dazu wird die Hardware aufgestockt.

Jede LOFAR-Station setzt sich aus zwei Antennenfeldern zusammen. Bisher konnte man entweder mit dem einen oder mit dem anderen Feld beobachten. Künftig soll es möglich sein, mit beiden Feldern gleichzeitig Radiosignale zu empfangen.

Gemeinsame Weiterentwicklung unter neuer Firmierung

Das Radioteleskop erhält nicht nur ein technisches Upgrade, auch die Rechtsform wurde dem internationalen Forschungsprojekt angepasst. Bisher war LOFAR als niederländische Stiftung organisiert. Anfang des Jahres 2024 wurde LOFAR in eine eigenständige Rechtsform überführt: ein Konsortium für eine europäische Forschungsinfrastruktur, auf Englisch: European Research Infrastructure Consortium (ERIC).

Die Europäische Kommission hatte aufgrund der europaweiten Bedeutung des Radioteleskops entschieden, LOFAR als europäisches Forschungsinfrastruktur-Konsortium einzurichten. Der LOFAR-ERIC-Rat gründete LOFAR ERIC offiziell am 22. Januar 2024. Vorausgegangen waren mehrjährige Vorbereitungen, um das seit 2010 bestehende internationale LOFAR-Teleskop mit der neuen europäischen Rechtsform zukunftsfähig zu machen.LOFAR ERIC Empfang GruendungAm 10. Juni 2024 wurde die Gründung des LOFAR ERIC mit einem Empfang im LOFAR Core in Dwingeloo, Niederlande, in Anwesenheit zahlreicher internationaler Vertreter feierlich begangen. An der Gründungsfeier nahmen Professor Dr. Markus Roth, Direktor der Thüringer Landessternwarte, und Prof. Dr. Matthias Hoeft, Vertreter im LOFAR ERIC Council und stellvertretender Direktor der Thüringer Landessternwarte, teil. Bild: ASTRON

„Die neue Organisationsstruktur als European Research Infrastructure Consortium spiegelt die Beteiligung vieler europäischer Staaten wider und ermöglicht es diesen, LOFAR gemeinsam weiterzuentwickeln“, erklärt Professor Dr. Matthias Hoeft, stellvertretender Direktor der Thüringer Landessternwarte. Er koordiniert das deutsche LOFAR-Konsortium. Das bedeutet, die Thüringer Landessternwarte vertritt die deutschen wissenschaftlichen Interessen im LOFAR ERIC Council als sogenannte Representing Entity.

Am 10. Juni 2024 nahmen Professor Dr. Hoeft und der Direktor der Thüringer Landessternwarte, Professor Dr. Markus Roth, an der Gründungsfeier des LOFAR ERIC in Dwingeloo teil. Der Empfang fand in der Zentrale des internationalen Radioteleskops bei ASTRON in den Niederlanden statt.