Galaxien, Galaxienhaufen, Quasare
Galaxienhaufen bestehen aus bis zu mehreren tausend Galaxien. In den Galaxien
selbst ist jedoch nur ein kleiner Teil der Masse eines Haufens
gebunden. Weitaus mehr Masse befindet sich zwischen den Galaxien und bildet
das Haufengas, ein sehr stark verdünntes und heißes Medium.
Die Dunkle Materie führt dazu, dass
Galaxien und das Haufengas durch die Gravitation gebunden sind und den
Galaxienhaufen nicht verlassen können. Durch kontinuierlichen Einfall von
Galaxien und Gruppen von Galaxien wachsen Galaxienhaufen kontinuierlich an.
Gelegentlich verschmelzen zwei gleich große Haufen zu einem neuen.
Bei diesen Ereignissen entstehen im Haufengas spektakuläre
Stoßwellen, die das Haufengas auf die hohen Temperaturen bringen.
In der Folge befindet sich das Haufengas in einem turbulenten Zustand.
Sowohl die Stoßwellen als auch die Turbulenz können Elektronen auf
sehr hohe Energien beschleunigen. Durch Magnetfelder im Haufengas
emittieren diese dann Strahlung im Bereich der Radiowellenlängen.
Die TLS beteiligt sich an dem internationalen Radioteleskop LOFAR, auch um
solche Ereignisse aufzuspüren und zu untersuchen.
Da sich das Licht mit endlicher
Geschwindigkeit ausbreitet, ist ein Blick in die Tiefe des Raumes immer auch
ein Rückblick in die Geschichte des Universums. Seit wenigen Jahrzehnten ist
es möglich, so tief ins Universum zu schauen, dass man aus den Beobachtungen
auf kosmologisch relevante Entwicklungseffekte schließen kann. Auf
großen Skalen wird die kosmische Struktur durch Galaxien und
Galaxienhaufen geprägt. Wie auch unser Milchstraßensystem bestehen
Galaxien aus einem Ensemble von Milliarden von Sternen, interstellarem Gas und
Staub sowie rätselhafter Dunkler Materie.
In der Frühphase des Kosmos existierten noch keine Galaxien. Wie und wann
sie entstanden sind und wie sie sich entwickeln, gehört zu den
interessantesten Fragen der Astronomie. In ihrer Entwicklung durchlaufen
Galaxien Phasen außerordentlich starker Aktivität, die sich in einem
Starburst, d.h. einer Phase heftiger Sternbildung, oder in einem aktiven
Galaxienkern äußern. Letzterer entsteht, wenn Materie in das
supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum einer Galaxie stürzt und dabei
stark aufleuchtet. Die leuchtstärksten aktiven Galaxienkerne, die Quasare,
gehören zu den hellsten Objekten im Universum. Die TLS ist an mehreren
Quasarprojekten beteiligt, so an Suchmissionen in unterschiedlichen
Spektralbereichen, deren Ziel es ist, die physikalischen Prozesse in Quasaren
und ihre Bedeutung für die Galaxienentwicklung besser zu verstehen.
Gammastrahlen-Bursts
Eine Reihe kosmischer Erscheinungen
besitzt einen ausgeprägt katastrophalen Charakter: einige Sterne können am
Ende ihrer Entwicklung als Supernova explodieren und dabei für Wochen die
Leuchtkraft eines ganzen Sternsystems erreichen, andere können als Nova hell
am Himmel aufleuchten, weil thermonukleare Explosionen auf ihren Oberflächen
stattfinden. Von besonderem Interesse sind jene gewaltigen Sternexplosionen,
die sich vornehmlich in dem mit bloßem Auge nicht zugänglichen
Wellenlängenbereich der hochenergetischen Gammastrahlen abspielen -- die
erstmals in den 1960er Jahren mit Militär-Satelliten entdeckten
Gammastrahlen-Bursts. Dies sind außerordentlich intensive kosmische
Helligkeitsausbrüche im Gammastrahlenbereich, die nur Sekunden andauern. Erst
Ende der 1990er Jahre gelang es nach rund 30 Jahren weltweiter intensiver
Forschung, diese Bursts und ihre Folgeerscheinungen auch im Optischen
nachzuweisen. Vermutlich handelt es sich dabei um solche Sternexplosionen in
fernen Galaxien, bei denen stellare Schwarze Löcher als Endprodukt verbleiben
-- Objekte, die noch vor wenigen Jahrzehnten als eine rein exotische Idee der
theoretischen Physik galten.
Das wissenschaftliche Interesse an der Natur der kosmischen
Gammastrahlen-Bursts wäre wohl nicht so ausgeprägt, wenn die damit verbundenen
Leuchtkräfte nicht so herausragend wären. Seit dem Jahre 1999 weiß man: diese
Bursts repräsentieren die hellsten Leuchtkerzen im ganzen Universum. Ihre
Leuchtkräfte können für einen kurzen Zeitraum die Leuchtkraft ganzer Galaxien
um Größenordnungen übertreffen und uns dergestalt den Weg bis zu den
Frühphasen des Universums nach dem Urknall weisen. Erstaunlicherweise
können die hellsten Bursts sogar zu nachweisbaren Störungen in der Ionosphäre
der Erde führen -- und dies obgleich die Strahlungsquellen viele Milliarden
Lichtjahre entfernt sind. Die Thüringer Landessternwarte ist seit Jahren sehr
erfolgreich in die weltweite Erforschung der Natur dieser Quellen
eingebunden, mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen und einer
Reihe von abgeschlossenen Diplom- und Doktorarbeiten, in welche diese
Ergebnisse einflossen.