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Eine totale Sonnenfinsternis ist ein spektakuläres Naturereignis. Der Mond schiebt sich zwischen die Sonne und die Erde und verdeckt unseren Stern. Mitten am Tag wird es dunkel, der Nachthimmel wird sichtbar. Millionen von Menschen werden am 8. April 2024 dieses Ereignis in Nordamerika beobachten. Professor Dr. Markus Roth, Direktor der Thüringer Landessternwarte, erklärt, warum die Sonnenfinsternis 2024 so besonders ist.

Eine totale Sonnenfinsternis ist ein beeindruckendes Naturschauspiel. Am 8. April 2024 wird sich die Sonne in einem etwa 180 Kilometer breiten Streifen über Mexiko, den Vereinigten Staaten und Kanada verdunkeln. Warum ist diese Sonnenfinsternis so besonders?

 

Markus Roth: Nach 2017 ist diese Sonnenfinsternis die zweite, welche nach kurzer Zeit wieder auf dem nordamerikanischen Kontinent stattfindet. Die Sonnenfinsternis vom 8. April ist in einem breiteren Streifen zu sehen als die vor sieben Jahren. Außerdem hat die Sonnenfinsternis eine Dauer von etwas mehr als 3 Minuten bis 4,5 Minuten, je nach Beobachtungsort, was recht lange ist. Im Vergleich dazu hatte die Sonnenfinsternis vom 11. August 1999, die in Deutschland sichtbar war, nur eine Dauer von etwas mehr als zwei Minuten.

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Quelle: FSU/Annegret Guenther

 

Aktuell ist die Sonne im Maximum ihrer Aktivität. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit für Sonnenflecken ist recht hoch. Sonnenflecken sind starke Magnetfeldpole und treten alle elf Jahre besonders häufig auf. Entsprechend könnte die Korona der Sonne, welche während einer Sonnenfinsternis sichtbar wird, sehr strukturiert aussehen.

Interessanterweise ist auch noch der Komet 12P/Pons-Brooks am 8. April am Tageshimmel. Er ist zwar für das bloße Auge während der Finsternis zu leuchtschwach, wäre aber mit einem Teleskop sichtbar. Dabei muss man aber davor warnen, mit dem Teleskop oder Feldstecher dann nicht versehentlich in die Sonne zu blicken.

Millionen von Menschen werden das Himmelsspektakel beobachten und hoffen, dass die Sonne eine spektakuläre Show bieten wird. Sie sind Sonnenphysiker. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse erhalten Forschende von so einem Ereignis?

Roth: Die NASA sendet das Forschungsflugzeug WB-57 entlang des Streifens der Sonnenfinsternis. Ein Forschungsprojekt wird Bilder der Sonnenfinsternis aus einer Höhe von 50.000 Fuß über der Erdoberfläche aufnehmen. Durch die Aufnahme von Bildern oberhalb des größten Teils der Erdatmosphäre wollen die Forschenden neue Details von Strukturen in der mittleren und unteren Korona erkennen. Das WB-57 der NASA wird auch Instrumente an Bord haben, um mehr über die Temperatur und die chemische Zusammensetzung der Korona und der koronalen Massenauswürfe zu erfahren.

Mit modernen Sonnenteleskopen und Instrumenten lässt sich eine Sonnenfinsternis auch künstlich und dauerhaft erzeugen, so dass die Sonnenkorona kontinuierlich untersucht werden kann. Aus solchen systematischen Untersuchungen kann man dann zum Beispiel viel über die physikalischen Prozesse lernen, die zu Massenauswürfen auf der Sonne, oftmals auch Sonnenstürme genannt, führen.

Was haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von früheren Sonnenfinsternissen gelernt?

Roth: In der Vergangenheit war eine wichtige Erkenntnis die Bestätigung der allgemeinen Relativitätstheorie. So konnte man 1919 nachweisen, dass Licht von Sternen durch die Gravitationswirkung der Sonne abgelenkt wird, so wie es von Albert Einstein vorher berechnet wurde.

Darüber hinaus konnte man in der Vergangenheit Sonnenfinsternisse nutzen, um die Temperatur, die Zusammensetzung und das Magnetfeld in der Sonnenkorona zu bestimmen. Die Korona ist die äußerste Schicht der Sonnenatmosphäre, die normalerweise von der Sonne überstrahlt wird, das heißt, Messungen dieser physikalischen Größen waren sonst nicht möglich.

Welchen Einfluss auf die Erde hat eine Sonnenfinsternis?

Roth: Eine Sonnenfinsternis hat keinen merklichen Einfluss auf die Erde. Durch die Verdunklung kann es zu leichten Temperaturänderungen kommen. Auch erwartet man, dass die Tierwelt auf das plötzliche Einbrechen der Nacht verwundert reagieren kann.